Abschlussfahrt der MSS 12
Am Samstagmorgen, dem 16.06. um 8:00 Uhr, startete die diesjährige Abschlussklasse mit 65 Schülern und Schülerinnen und vier begleitenden Lehrkräften nach Berlin. Nach etwa 10 Stunden erreichten wir endlich unser Ziel. Die Stimmung auf der Fahrt war stets heiter und kaum waren wir in Berlin angekommen, wurde sie durch lustige Lieder, die die ganze Stufe mitsang, noch besser. Man freute sich auf die nächsten Tage und konnte die gemeinsame Zeit vor Ort kaum noch abwarten.
Das Humboldthaus ist das Gebäude, welches wir für fünf Nächte unser Zuhause nannten. Das Hostel liegt zentral in Berlin-Mitte, eine S-Bahn-Station direkt vor der Tür. Dadurch konnten wir nach unserer Ankunft auf Entdeckungstouren gehen. Das gute Essen in unserer Unterkunft wurde durch eine naheliegende Pizzeria ergänzt. Die Zimmer waren größtenteils geräumig und sehr gut ausgestattet.
Direkt am ersten Abend, nachdem wir uns im Hostel eingerichtet hatten, gingen wir zu Fuß ins DDR-Museum. Dort durften wir uns frei bewegen und ein Rallye-Quiz ausfüllen. Die Antworten fand man an unterschiedlichen Informationstafeln, in Schränken und Schubladen oder wir mussten nach Hinweisen suchen, die die Antwort auf die Fragen lieferten. Nach ca. einer Stunde waren die meisten fertig und wir konnten anschließend unsere Freizeit genießen. Insgesamt war das DDR-Museum sehr interessant, weil man durch die Einrichtung und weitere Informationstafeln einen guten Einblick in das damalige Alltagsleben der Menschen in der DDR bekommen hat.
Sonntags fuhren wir in aller Frühe zur Gedenkstätte Hohenschönhausen, einem ehemaligen Stasi-Gefängnis. Dort hatten wir eine Führung mit einem ehemaligen Insassen. Wir wurden durch den Alt- und Neubau geführt, wo wir Einblicke in die vielen verschiedenen Zellen hatten. Dort wurde uns erzählt, unter welchen grausamen Bedingungen die Menschen zum Reden gebracht wurden. Die Führung war sehr interessant, da der Zeitzeuge uns den Gefängnisalltag sehr detailliert wiedergeben konnte und somit die Auswirkungen der Einzelhaft, der psychischen Folter und der schlimmen Verhörmethoden sehr deutlich wurden.
Von nun an teilten wir uns für einige Programmpunkte in Gruppen auf, sodass jeder seinen eigenen Interessen folgen konnte.
Ein Teil der Gruppe besuchte das Medizinhistorische Museum der Berliner Charité. Dort durften wir uns frei bewegen und dementsprechend nach unseren eigenen Interessen richten. Das Museum umfasst mehrere Stockwerke, die alle Modelle und Bilder vom menschlichen Körper zeigen. Größter Beliebtheit erfreute sich das zweite Stockwerk, denn dort werden die Präparate in Formaldehyd ausgestellt. Hier konnte man unter anderem auch verschiedene Krankheitsbilder und Fehlbildungen betrachten. Nach ca. einer Stunde verließen die meisten das Museum, um zum Public-Viewing auf der Fanmeile zu gehen. Wir konnten uns gut ein Bild von den unterschiedlichen Ausstellungsstücken machen.
Am Montagmorgen machten wir eine zweistündige Stadtrundfahrt mit unserem Bus. Wir verschafften uns einen Überblick über die Stadt und erhielten zahlreiche Informationen zu Sehenswürdigkeiten, aber auch zur Architektur der alten und neuen Gebäude sowie zu historischen Hintergründen. Vom Brandenburger Tor aus gingen wir zu Fuß zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Unsere Stadtbesichtigung endete dort und wir fuhren mit dem Bus zum Hostel zurück.
Als wir danach mit einem Teil der Gruppe am Olympia-Stadion ankamen, wurde uns zunächst mitgeteilt, dass zurzeit einige Vorbereitungen für ein Konzert der Rolling Stones am Wochenende getroffen würden. Die Größe des Inneren des Stadions war atemberaubend. Uns wurden die Kabinen, die VIP-Lounge und andere großzügig eingerichtete Räume gezeigt. Außerdem hat das Stadion ein Schwimmbad, welches hinter dem Stadion liegt. Insgesamt kann man sagen, dass das Stadion von innen noch eindrucksvoller ist, als es von außen scheint.
Es folgten die Berliner Unterwelten für einen Teil der Stufe. Wir besuchten ein ehemaliges Gasometer, welches im Zweiten Weltkrieg umgebaut wurde. Dieses sollte bei einem Bombenangriff die Menschen schützen. Es lebten dort acht Menschen auf einem Quadratmeter. Der Bunker verfügte auch über eine Luftfilterungsanlage, die die von draußen kommende Luft reinigte und in das Innere leitete. Es wurden viele weitere Dinge erläutert, sodass wir schnell einen Eindruck von den Berliner Unterwelten gewannen.
Mit einer Kleingruppe von vier Schülerinnen und Schülern besichtigten wir am Dienstag das Neue Museum auf der Museumsinsel. Die Ausstellung hat zwei Schwerpunkte: Zum einen das alte Ägypten mit der größten Papyrussammlung in Deutschland und der Hauptattraktion, der Büste der Nofretete, zum anderen eine Sammlung aus über 6000 Exponaten zur Vor- und Frühgeschichte Europas, welche von Wandmalereien zur nordischen Mythologie bis hin zu dem geheimnisvollen „Berliner Goldhut“ reichen. Während unseres Besuches gab es zusätzlich noch eine Sonderausstellung über Margiana, eine Hochkultur in Turkmenistan, welche zeitgleich mit der ägyptischen vor 4000 Jahren existierte, dennoch der westlichen Welt weitgehend unbekannt geblieben ist und so auch uns eine ganz neue Kultur näher gebracht hat.
Das Technikmuseum gab uns einen atemberaubenden Einblick in die Herstellungsweisen vergangener Zeit und deren historische Entwicklungen. Unter anderem konnten wir den Verlauf der ersten Eisenbahnen, die Erbauung einer Brauerei und die Herstellung verschiedener Garne und auch Papiere beobachten. Das Museum war sehr interessant und zum Teil auch verwirrend aufgebaut. Spannend war auch zu sehen, dass sich das Gelände auf einem alten Bahnhof befindet und man sich somit direkt in die vergangenen Zeiten hineinversetzen kann. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Technikmuseum ein toller Ort für Menschen ist, die sich für die Technik der Vergangenheit interessieren.
Zur gleichen Zeit besuchte eine Gruppe den Hamburger Bahnhof. Dabei handelt es sich um ein Museum für Gegenwartskunst. Das Museum ist sehr vielseitig und doch interessant, sodass man jedes Detail in jeder noch so weit entfernten Ecke der Hallen entdecken wollte. Das Gebäude an sich ist bereits mehr als sehenswert und kunstvoll: ein großes weißes Haupthaus, der ehemalige Bahnhof, mit hohen Decken, Säulen und einem wunderschönen Garten davor. Die Ausstellung ist so aufgebaut, dass es verschiedene Wege gibt mit jeweils unterschiedlichen Themen, die man einfach besichtigen wollte. Die Werke entstanden im Zeitraum vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute und es handelt sich um die unterschiedlichsten Darstellungsformen wie Zeichnungen, Gemälde, Skulpturen, umgewandelte Gegenstände und vieles mehr. Egal, wo man stand, die Kunst in diesem Museum wirkte auf einen ein und man hatte die Möglichkeit, über die erhaltenen Eindrücke nachzudenken und sich ein eigenes Bild zu machen. Der Hamburger Bahnhof ist für alle zu empfehlen, die sich für Kunst interessieren und eine gute und interessante Ausstellung sehen möchten.
Noch am selben Tag besuchten wir ein wichtiges deutsches Staatsorgan: den Bundesrat. Nach einer kurzen Begrüßung begann die Führung. Als erster Punkt auf der Tagesordnung wurde uns die Funktion des Bundesrates, wie dieser an der Gesetzgebung beteiligt ist, sich zusammensetzt und in das politische System einzugliedern ist, erklärt. Um dies besser zu veranschaulichen, war der zweite Tagesordnungspunkt ein Planspiel, in welchem wir das Verfahren der Gesetzgebung lernten. Wir, die Schülerinnen und Schüler, repräsentierten dabei die 16 deutschen Bundesländer, welche nach der Einwohnerzahl eine bestimmte Anzahl an Sitzen im Bundesrat inne haben. Drei weitere Schülerinnen bzw. Schüler wurden auserkoren, das Verkehrsministerium der Bundesregierung, die den Gesetzesentwurf eingebracht hatte, darzustellen. Doch was stand eigentlich zur Debatte? Ein neuer Gesetzesentwurf zur Fahrtauglichkeitsprüfung im Alter. Hierzu erarbeitete die Verkehrsministerin einen Gesetzesentwurf, über den die Bundesländer im Folgenden abstimmen und Änderungsanträge einbringen konnten, wobei sich die Mehrheitsbildung unter den Bundesländern als eher schwierig erwies, um nicht zu sagen, sie scheiterte katastrophal. Nachdem so die Bundesregierung also beanstandungslos ihr Gesetz in Kraft setzen konnte, erhielten wir noch einen Einblick in den Sitzungssaal des Bundesrates, welcher ca. elf Mal im Jahr tagt. Dies stellte dann auch das Ende der Führung dar. Wir erhielten also einen Einblick in die durchaus schwierige Gesetzbildung, lernten eine politische Rede zu halten, mehr oder weniger gut die Mehrheitsbildung und mussten feststellen, dass dabei häufig Kompromisse eingegangen werden müssen.
Im Laufe des Tages besuchte ein Teil der Gruppe die „Topographie des Terrors“. Durch zahlreiche Berichte und Bilder der Terrorzeit des Nationalsozialismus konnten wir einen guten Einblick in diese Zeit erlangen. Wir nahmen alle ganz verschiedene Eindrücke mit und gingen mit unterschiedlichen Gefühlen zurück. Für mache war es erschreckend oder furchteinflößend, für andere aber auch sehr interessant und informativ. Doch auf jeden Fall war es für alle eine Erfahrung, die niemand so schnell vergessen wird.
Ein weiterer Teil besuchte das Videospielemuseum, welches eine spannende Reise durch die Geschichte des Mediums bietet. Sowohl die wichtigen Eckpfeiler der Spiele- und Computerkonsolen als auch die großen, wichtigen Videospiele sind dort vertreten und wurden uns gezeigt. Wir bekamen erklärt, wie und durch wen sich die Konsolen und Computer entwickelt haben und wie damit auch die Qualität stetig stieg. Unsere letzte Station dort war eine Painmachine, welche Schmerzen in Form von Peitschenhieben, Stromschlägen oder großer Hitze zufügt, je nachdem, welche dieser Strafen man während des Spielens bekam. Insgesamt hatten wir eine einstündige Führung und vergnügten uns danach an den Maschinen, die uns zur Verfügung standen, wie z.B. Pacman, bevor wir wieder in Richtung Hostel fuhren.
Am Abend besuchte ein Teil des Deutschleistungskurses von Frau Schmitt das Monbijou-Theater, um sich das Drama „Die Räuber“ von Friedrich Schiller anzuschauen. Das Drama handelt von der Rivalität der Brüder Franz und Karl Moor aufgrund von Streitigkeiten über Gunst und Erbe des Vaters. Durch die unterhaltsame Art der Schauspieler und das Einbinden des Publikums wurde die Aufmerksamkeit der Zuschauer geweckt. Das Theaterstück unter freiem Himmel ist eine sehr vergnügliche Darbietung und daher weiterzuempfehlen.
Am nächsten Tag besuchten wir das weit entfernteste Ziel des Programms: Sanssouci in Potsdam. Dazu gehörte nicht nur das Schloss Sanssouci, das wir von allen Seiten betrachten konnten, sondern auch die vom Rokoko geprägten Neuen Kammern und der Park Sanssouci, von dem aus wir noch einmal einen ganz besonderen Blick auf das 130 Treppenstufen entfernte Schloss im Osten des Parks hatten. Der Ausflug bestand aber nicht nur aus schönen Schlössern und Anlagen, sondern war auch ein geschichtlicher Ausflug in die Zeiten Friedrich des Großen.
Von Potsdam aus fuhren wir direkt zum Bundesnachrichtendienst in Lichterfelde. Dort wussten wir allerdings noch nicht, was uns erwarten würde. Wir hatten eine eineinhalbstündige Diskussion, bei der wir uns mit den verschiedensten Aspekten rund um den Bundesnachrichtendienst auseinandersetzten. Die Arbeit beim BND, über die uns der Referent informierte, stieß bei uns auf großes Interesse und teilweise auch auf Erstaunen. Schlussendlich bekamen wir einen guten Einblick in die Arbeit des BND.
Am Nachmittag besuchte eine Gruppe das Berliner Dungeon. Die Tour führt durch verschieden gestaltete Räume, in denen Schauspieler durch realitätsnahe Darstellung versuchen, die Besucher das Gruseln zu lehren. Durch die erzeugte Spannung begann auch der ein oder andere Besucher aus Idar-Oberstein, sich zu gruseln.
Der Heimweg war im Gegensatz zum Hinweg wohl eher eine langweilige Veranstaltung und die Anstrengung und der wenige Schlaf der letzten Tage machten sich dann doch bemerkbar. Trotzdem blickten alle auf die schönen letzten Tage zurück und erzählten einander von den spannenden Erlebnissen der Fahrt.