„Die Schule rollt“ machte Station im Göttenbach-Gymnasium
Wie fühlt es sich an, in einem Rollstuhl zu fahren? Wie kann man Hindernisse bewältigen? Wie gestaltet sich der Alltag im Rolli? Eindrücke „er-fuhren“ – im wahren Wortsinne – Schülerinnen und Schüler des Göttenbach-Gymnasiums in Idar-Oberstein. Das Projekt „Die Schule rollt“, umgesetzt durch den TV Laubenheim, machte es möglich. Die Schulkinder erhielten während des Sportunterrichts Einblicke in die Bewegungsmöglichkeiten im Rollstuhl. Das Trainerteam vom TV Laubenheim informierte über Schwierigkeiten, gab Tipps und erklärte Details über das Rollstuhlfahren und entsprechende Verhaltensweisen.
„Die Veranstaltung hat uns begeistert. Die meisten von uns haben zum ersten Mal in einem Rollstuhl gesessen oder einen geschoben. Wir haben gesehen, wie viel Sport und Spaß mit einer Behinderung möglich ist, und dass man zu Fuß oder im Rolli prima zusammen Sport treiben kann“, sagte Angela Schumacher, Initiatorin des Kinderrechtetags der 6. Klassen am Göttenbach-Gymnasium. Im Mittelpunkt dieses Tages stand in diesem Jahr das Kinderrecht „Behinderte Kinder haben das Recht auf besondere Fürsorge und Förderung, damit sie aktiv am Leben teilnehmen können.“ „Die Kinder waren bei den Übungen und Spielen mit viel Spaß dabei. Wir waren von der Vielfalt der Bewegungsbeispiele angetan“, erklärte Pädagogin Susanne Heuser-Heipe, die zusammen mit weiteren Kollegen des Gymnasiums das Projekt begleitete.
Ein Parcours machte den Teilnehmenden deutlich, was schon kleine Stufen oder Bordsteinkanten von Menschen im Rollstuhl abverlangen und wo Geduld und Rücksicht von anderen Leuten nötig wird. „Ihr könnt gern eure Hilfe anbieten, aber fragt vorher ob und wie ihr helfen könnt. Denn nicht immer ist Unterstützung notwendig bzw. gewünscht“, sensibilisierte das Trainerteam die Kinder. Diese waren von der Aktion „Die Schule rollt“ beeindruckt. „Das war heute mal ein ganz neues Sporterlebnis. Wir haben viel gelernt und die Umgebung mit den Augen eines Rollstuhlfahrers wahrgenommen. Auf den Stationen des Parcours konnten wir selber spüren, mit welchen Problemen Menschen im Rollstuhl rechnen müssen“, berichteten die Teilnehmenden. Ihnen fielen einige Beispiele im engeren Umfeld ein, die im Rolli nur schwer oder überhaupt nicht zu erreichen wären und wo sie – als zukünftige Architekten – Straßen und Plätze rollstuhlgerechter gestalten würden.“
„Eigene Erfahrungen sammeln und ausprobieren – das ist gerade für Kinder und Jugendliche besonders wichtig. Positive Bewegungserfahrung stärkt die Entwicklung und das Selbstbewusstsein aller Kinder. Auch für die Lehrkräfte sind die Erfahrungen von großer Bedeutung“, sind die Projektinitiatoren überzeugt. Die Lehrkräfte erhalten nützliche Informationen rund um das gemeinsame Sporttreiben. „Durch die inhaltliche und finanzielle Unterstützung der Unfallkasse und des Behinderten- und Rehabilitationssport-Verbands Rheinland-Pfalz ist es uns möglich, das Projekt in die Schulen zu bringen und jungen Menschen den Spaß am Rollstuhlfahren aufzuzeigen. Wir möchten dazu beitragen, rollstuhlfahrende Kinder und Jugendliche im Regelsportunterricht einzubinden. Es ist einfach toll zu sehen, mit welcher Begeisterung die Kinder dabei sind und wie sich durch diese Art des Sportunterrichts neue Sichtweisen eröffnen“, erläuterte das Team vom TV Laubenheim.
„An rheinland-pfälzischen Regelschulen wird ‚Die Schule rollt!‘ vorzugsweise in Klassen mit rollstuhlfahrenden Schülerinnen und Schülern kostenfrei realisiert“, informiert Jördis Gluch, die bei der Unfallkasse Rheinland-Pfalz das Projekt betreut. Ausgestattet mit Kinderrollstühlen und einem Hindernisparcours besucht das erfahrene Projektteam Einrichtungen im ganzen Bundesland. Der Hindernisparcours aus Rampen, Stufen und simuliertem Kopfsteinpflaster zeigt anschaulich, mit welchen Schwierigkeiten Menschen im Rollstuhl zu kämpfen haben – und wie diese überwunden werden können. Hemmschwellen und Berührungsängste können so durch das selbstständige Ausprobieren des Rollstuhlfahrens abgebaut werden. Als Übungsleitung ist beim jedem Termin mindestens eine Rollstuhlfahrerin bzw. ein Rollstuhlfahrer mit dabei, um Fragen zu beantworten und aus dem eigenen Erfahrungsschatz berichtet.
Alles in allem war dieser Kinderrechtetag eine tolle Aktion, die unseren Schülerinnen und Schülern einen Perspektivwechsel zum Rollstuhl als Sportgerät ermöglichte und die Herausforderungen von erwachsenen, selbstbestimmten Menschen mit Behinderung erlebbar machte. Wir würden uns freuen, wenn sich eine solche Veranstaltung wiederholen ließe.
[Pressemitteilung mit eigenen Ergänzungen]