„Fausts Lehrlinge“ – Der Tragödie letzter Teil

Wie es ist vor einem großen Stapel zu studierender Fächer zu sitzen, wissen die Schülerinnen und Schüler der MSS13 nur allzu gut. Ebenso ergeht es auch Faust aus Goethes gleichnamigen Stück. Das Lehrmaterial und der Wissensdrang sind groß, doch es mangelt an der nötigen Zeit, um sich das Wissen anzueignen.

Versetzt in die Lage eines lernbereiten, unter Zeitdruck stehenden Lehrlings, verfassten die Schülerinnen und Schüler des Deutsch Leistungskurses einen an Goethes Werk angelehnten Monolog.

Nacht (Version 1 von Jana Duhrmann, MSS13)
In einem engen Zimmer, die Schülerin unruhig auf ihrem Sessel am Pulte.
Lehrling 1. Habe nun ach! Mathematik,
Englisch, Deutsch, Physik,
Musik, Sport und Biologie,
Nicht zu vergessen die Chemie,
Durchaus gelernt, mit heißem Bemühn,
Wobei meine Gedanken nicht immer nur blühn.
Da steh’ ich nun, ich armer Tor,
Und bin so klug als wie zuvor!
Mein Abitura fast vollständig
Und doch ist noch einiges notwendig,
Bis ich auf eigenen Füßen stehen kann,
Das dauert noch ewig lang.
Zwar bin ich gescheiter als all die Laffen,
Die außer schlafen und saufen eh nichts schaffen,
Doch bin ich noch weit entfernt von dem,
Was manche unter Selbstständigkeit versteh’n.
Habe schon so viel gelernt in verschiedenen Spaten,
Und muss in vielem doch noch einiges raten.
Je mehr ich lerne desto mehr begreif ich,
Die Lernerei, sie ist unendlich.
Ich kenne nur einen Tropfen der Meere,
Ich fühle als wär’ in meinem Kopfe nur Leere.
Es ist nicht wichtig wie viel ich lerne,
Das Begreifen der Welt bleibt immer in der Ferne.
Doch will ich daran nicht zergehn,
Meine Gedanken sollen wehn,
Sich frei bewegen und entfalten,
nicht länger am Trübsal halten.
Ich versuche sie soweit zu führen,
Um mir zu öffnen die wichtigen Türen.
Drum werde ich mit diesem Nichts leben,
Und versuchen nach dem Bestmöglichen zu streben.
Ich werde versuchen zu finden mein Glück,
Vielleicht in einem kleinen Augenblick?
Ich muss mich entscheiden
Zwischen Grübeln und Zweifeln,
Oder kann meinen Weg geh’n
Und mit Freuden besteh’n.

 

Nacht (Version 2 von Lena Martin, MSS13)
In einem engen Zimmer, die Schülerin unruhig auf ihrem Sessel am Pulte.
Lehrling 2. Sitze nun, ach, schon 13 Jahr in der Schul’
Und trotzdem weiß ich nicht, was ich soll tun.
Gelernt hab ich schon so einiges
Doch eigentlich ist’s was Peinliches.
Mute mir an manches zu wissen ganz genau,
doch dabei bin ich nicht halb so schlau.
Ach! Halb so schlau wie ich gern wär’.
Studiere ich hier Tag für Tag,
wird’s mir klar auf einen Schlag!
Kann ich wohl nicht alles wissen,
werd’ bald die weiße Fahne hissen.
Der Wunsch so groß, so klein das Herz;
Bereitet mir mein Unwissen so viel Schmerz.
Hier in diesem kleinen Raum
Da wird er nicht wahr, mein Lebenstraum.
Was mir fehlt, das ist die Zeit,
das Bücherregal scheint mir so weit!
Doch während ich lerne das eine,
da bleibt Zeit für das andere keine.
Doch Zeit ist nicht mein einziger Mangel,
nach dem Geld ich verzweifelt angel.
Meine ganze Arbeit tut keiner schätzen,
stattdessen hör’ ich die Menschen über mich hetzen.
Am besten beschwör ich mir einen Geist:
Der wird seh’n, was ich alles weiß
Und versteh’n, was ich nicht alles kann seh’n.
Vom Großen und Kleinen
Wird er bringen meine Gedanken ins Reine.

 

Nacht (Version 3 von Kevin Hein, MSS13)
In einem engen Zimmer, der Schüler unruhig auf seinem Hocker vor dem Schlagzeug.
Lehrling 3. Habe nun, ach! Funk,
Reggea und Rock,
Und leider auch Punk
Durchaus studiert, mit heißem Stock.
Da steh ich nun, ich armer Musikant!
Alles andere als entspannt;
Heiße Lieder, heiße Melodie
Und siehe da, hoch kommt in mir die Nostalgie
schnell, leise und langsam und laut
Meiner Trommel bestens vertraut –
Und sehe, daß wir nichts spielen können!
Es will mir schier den Spaß nicht gönnen.
Zwar such ich noch immer die Action wie,
Lennon, Clapton, Hendrix und Jackson;
Mich plagen keine Verträge noch Drogen,
Fürchte mich nicht, bin schon mal geflogen
Spürst du’s? Die Freud der Chöre,
Bilde mir nicht ein, Töne! nun höre,
Bilde mir nicht ein, ich könnte wer sein,
Die Menschen begeistern, im hellen Sonnenschein.
Auch hab ich weder Gut noch Geld,
Doch Blut als wär ich ein Held;
Es möchte kein Sänger so länger singen!
Drum werd ich die Trommel erklingen,
Würde neben Box und verzerrter Gitarre
Nicht mancher Seele gut tun Richard’s Zigarre?
Daß ich nicht mehr mit saurem Schweiß
Zu üben brauche, wohin der Fleiß?
Daß ich erkenne, was den Klang
Im Innersten zusammensang,
Hör all die Töne und Melodie,
Es wird dir geben, Energie!

 

[D LK2 MSS 13 mit Frau Hauck]

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