Von Ost- nach Westdeutschland: Zeitzeugen am Göttenbach–Gymnasium

Am 20.06.2017 beschäftigten sich die 10. Klassen des Göttenbach-Gymnasiums mit den Erlebnissen dreier Zeitzeugen der DDR. Zu Besuch waren Herr Thüne, ein in den 1970er Jahren erfolgreicher Spitzensportler, Frau Schneider, eine Lehrerin in der ehemaligen DDR, und Frau Schlegel, eine Hotelfachfrau, die wegen ihrer politischen Ansichten inhaftiert wurde.

Der Sportler

Herr Thüne war Profisportler im Kunstturnen. Er durfte nicht mitentscheiden, wie er sich auf Wettkämpfe vorbereitet und welche Disziplinen er ausübt. Sein Training wurde härter und gefährlicher, da man auf den Gewinn gegen den „Klassen-feind“ BRD fokussiert war. Er sagte aber: „Ich möchte lieber selbst entscheiden, wie ich mir den Hals breche.“ Bei den Europameisterschaften 1975 flüchtete er, mit der Hilfe seines BRD-Turnerkonkurrenten, da das System der DDR ihn zu sehr unter Druck setzte.

Die Aufklärerin

Frau Schneider war Lehrerin in Cottbus. Mit ihrer Familie stellte sie einen Ausreiseantrag, da sie ihren Kindern ein besseres Leben ermöglichen wollte. Sie war Mitglied in einer ökumenischen Umweltgruppe, mit der sie den Wahlbetrug bei den Kommunalwahlen im Frühjahr 1989 aufdeckte. Deshalb wurde sie und ihre Gruppe innerhalb von drei Tagen aus der DDR ausgewiesen.

Die Rebellin

Frau Schlegel machte eine Ausbildung zur Hotelfachfrau. Zusammen mit ihrem Freund und ihrem Sohn stellte sie einen Ausreiseantrag, da sie ihre Meinung nicht frei äußern konnte und ihr Sohn später zur Armee hätte gehen müssen. Der Antrag wurde bewilligt, jedoch lag unmittelbar vor der geplanten Abreise ein Haftbefehl gegen sie und ihren Freund vor. Nach längerer Zeit in U-Haft und den Versuchen durch verschiedene Arten von Streiks freigelassen zu werden, brachte man sie in das Frauenzuchthaus in Hoheneck, um sie umzuerziehen. Nach drei Monaten wurde sie von der BRD freigekauft.

Die Schüler bekamen in diesen Gesprächen einen sehr anschaulichen, spannenden und von vielen persönlichen Erfahrungen geprägten Einblick in die Vergangenheit der DDR. Die drei Gäste betonten in allen drei Klassen, dass wir froh sein können, unsere Meinung frei äußern zu dürfen, und dass man von dieser Freiheit unbedingt Gebrauch machen sollte. Außerdem legten sie uns ans Herz, dass man wählen sollte, da man seine Zukunft mitbestimmen kann.

Am Ende des Tages erstellten die Schülerinnen und Schüler Plakate zu den drei geschilderten Biographien.

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