Zieleinfahrt der „Tour de Göttenbach“ – Mit Kompetenz vom Acker

Mit der Ausgabe der Abiturzeugnisse in feierlichem Rahmen wurden in der Aula des Göttenbach-Gymnasiums 55 Abiturienten und Abiturientinnen verabschiedet.

Eine gelungene und die Zuhörer bewegende Untermalung für Redebeiträge, Preisverleihungen und Zeugnisausgabe schuf der Musikkurs der Jahrgangsstufe unter Leitung von Andrea Kathary. Thematisch passend präsentierte der Kurs seine Auswahl. Diese beinhaltete zunächst den von der herausragenden Aliena Hosser dargebotenen und von Dominik Wolf am Klavier begleiteten populären Song „Remedy“ von Adele, der die Träume und Ängste thematisiere, die man mit seinen Liebsten teile. „Hinterm Horizont“ von Udo Lindenberg, dargeboten vom gesamten Musikkurs, sollte Freude und Nachdenklichkeit übermitteln, aber auch die geschlossenen Freundschaften als das Überdauernde einer einfach unschlagbaren Zeit festhalten. Schließlich stand ein Titel von Avicii, der die vielsagende Zeile „Wake me up when it’s all over, when I’m wiser and I’m older“ beinhaltete, für die herbeigesehnte Zeit nach der überstandenen Abiturprüfung.

Nach der Begrüßung durch die stellvertretende Schulleiterin Bettina Schäfer und der feierlich stimmenden Triosonate g-Moll, Affettuoso von G.Ph. Telemann, dargeboten von Jana Duhrmann aus der MSS 12 und Bettina Wegmann an der Flöte sowie Andrea Kathary am Klavier und Klaus Gerhold am Cello, griff der MSS-Leiter Berthold Gregor das Motto des diesjährigen Abiturjahrgangs, „Wir machen uns vom Acker“, in seiner Ansprache auf, indem er die Saat- und Erntezeit der Oberstufenjahre Revue passieren ließ, deren Ertrag nun mit dem Abitur habe eingefahren werden können. Auf den Weg vom Acker gab er den Abiturienten den Ratschlag mit, in Zukunft nur die richtigen Feldwege einzuschlagen. An die Ansprache schloss sich die Auszeichnung und Würdigung besonderer Leistungen an.

Schulleiter Philipp Wehmann stellte nach persönlichem Auftakt seiner Ansprache den Forscher und Universalgelehrten Alexander von Humboldt als Vorbildcharakter dar. Dieser zeichne sich insbesondere durch sein Eintreten für den Gleichheitsgedanken aus, eine für seine Zeit moderne und liberale Einstellung. Ebenso wie dieser Globetrotter im Namen der Wissenschaft durch seine Furchtlosigkeit, Neugier und Begeisterung und seine Methode, in neuen Zusammenhängen zu denken, sich über den Zeitgeist hinweggesetzt habe, sollten die Abiturienten als mündige Staatsbürger selbst gesetzte Ziele verfolgen, aufgeschlossen in Kontakt mit dem Fremden treten, zuweilen gegen den Strich denken, den Dingen auf den Grund gehen und dabei auftretende Untiefen nicht scheuen, sondern erforschen. Es gelte in das gesellschaftliche Geschehen einzugreifen und dabei seine Möglichkeiten zu nutzen und für die Werte Freiheit, Gleichheit und Hilfsbereitschaft einzutreten, wie Humboldt es vorgemacht habe.

Die Ansprache der Stammkursleitungen Britta Gregor, Alexander Bach und Stephan Dahl nahm Bezug auf das Fach der Stammkurse: Sport. In Anlehnung an die Tour de France veranschaulichten sie die vielfachen Beschwerlichkeiten, aber auch Freuden der Gymnasialzeit, der „Tour de Göttenbach“: Das große Starterfeld der fünften Klasse, das sich leider während der Tour etwas gelichtet hatte, habe zunächst ein sechsjähriges Aufbautraining absolvieren müssen, bevor die eigentliche Tour, die MSS, habe angetreten werden können. Gewürdigt wurde insbesondere das immer im Hintergrund agierende Serviceteam, eine Anspielung auf die Familien, die mit Reifenflicken nach Stürzen, bei der Gefahr des Verfahrens oder auch mit Sponsoring den Fahrern zur Seite gestanden hätten. Als Etappe fand besonders Berlin, das Ziel der Stufenfahrt, Erwähnung. Nun, da 55 Fahrer die Ziellinie überfahren hätten, könne man den Teilnehmern das bisher Verschwiegene mitteilen: Dies sei das Amateurrennen gewesen, nun schließe sich die Profizeit an.

Aber das Trainer-Team blicke beruhigt in die Zukunft der Rennfahrer, sie hätten in der Vergangenheit den Mannschaftsgeist gezeigt und das Rüstzeit erarbeitet, der für das Meistern auch schwieriger Etappen unabdingbar sei. Als Appell wurde den Abiturienten mit auf den Weg in die Profikarriere gegeben, authentisch zu bleiben und den Gedanken des Fair-Play hochzuhalten.

Im Anschluss an die gemeinsame Rede blickte Alexander Bach noch einmal aus persönlicher Sicht auf die gemeinsame Zeit der Oberstufe zurück und richtete bewegende Worte des Dankes an den diesjährigen Abiturjahrgang.

Der Landrat Dr. Matthias Schneider wollte den Abiturienten sein persönliches Lebens-Triptychon mit auf den Weg nach der Zäsur des Abiturs geben, dessen drei Elemente für ihn in der heutigen Zeit wichtig seien: das Wissen als Grundstein, die Selbstdarstellung im Sinne einer Sozialkompetenz und die Vernetzung. Aber auch die Heimat sollten sie im Sinn behalten, die kompetente Rückkehrer immer willkommen heiße.

In Vertretung für Oberbürgermeister Frank Frühauf sprach Friedrich Marx, Bürgermeister der Stadt Idar-Oberstein, der zuvor auch den von der Stadt ausgelobten Preis für das Fach Englisch überreicht hatte, seine Glücks- und Erfolgswünsche aus. Die Abiturienten hätten mit dem Abiturzeugnis das Ticket erhalten, um Richtung und Tempo des weiteren Weges selbst zu bestimmen.

In Anlehnung an den Philosophen Erich Fromm und dessen Werk „Sein und Haben“ beglückwünschte der Schulelternsprecher Dr. Thomas Neubauer die Abiturienten für das Abiturzeugnis als Bescheinigung der Studierfähigkeit auf der Habenseite und merkte an, auch auf der Seite des Seins sei durch die Bildung der Persönlichkeit ein Mehr zu verbuchen, das es nun weiter zu entwickeln gelte. Er wünschte Erfolg und richtete Dank insbesondere an die Eltern.

Das sich daran anschließende Grußwort des Vorsitzenden des Fördervereins, Dr. Gerd Wagner, griff einen Passus aus dem Vorwort der Abiturzeitung auf, jeder könne aus der Schulzeit etwas mitnehmen, und betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung der erworbenen Kompetenzen, die in den heutigen Zeiten des Postfaktischen und des Populistischen unabdingbar seien, um diesen Tendenzen angemessen entgegentreten zu können.

Viel Glück, Erfolg und Spaß auf der Feier dieses besonderen Tages brachte das Grußwort der Schülervertretung durch Daron Hakimian zum Ausdruck.

Nachdem die Abiturienten ihre Zeugnisse überreicht bekommen hatten und nun endlich in den Händen halten durften, wendeten sich Michelle Purper und Yusaf Sultan im Namen der Stufe an die versammelten Gäste. Sie riefen Höhen und Tiefen ihrer gemeinsamen Zeit am Göttenbach-Gymnasium ins Gedächtnis, die Zeiten der Unsicherheit zu Beginn der MSS oder der beginnenden Qualifikationsphase. Vor allem betonten sie aber das Miteinander der Stufe mit gemeinschaftsstiftenden Ereignissen wie der Berlinfahrt und brachten ihre Dankbarkeit ihren Familien, Freunden und unterstützenden Lehrkräften gegenüber zum Ausdruck.

Das von der gesamten Stufe dargebotene Lied „Seite an Seite“ und die Freilassung eines Ballons mit der Aufschrift „Juhu bestanden!“ brachten den gemeinschaftlichen Gedanken, der für den nun anbrechenden Weg ins Neue bewahrt werden soll, resümierend zum Ausdruck.

Ein vom Förderverein des Gymnasiums gestifteter Sektumtrunk beschloss eine stimmungsvolle Feier am Göttenbach-Gymnasium.

[Christine Schmitt]

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