„Achtet auf Eure Quellen!“: Der Publizist Christoph Giesa zu Besuch am Göttenbach-Gymnasium

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„Achtet auf Eure Quellen!“: Der Publizist Christoph Giesa zu Besuch am Göttenbach-Gymnasium

Es diskutieren (v.l.n.r.): Janis Wensky, Alisa Adam, Max Gundlach, Christoph Giesa, Lara Hartenberger, Sophia Germann, Angelika Kniss.
Es diskutieren (v.l.n.r.): Janis Wensky, Alisa Adam, Max Gundlach, Christoph Giesa, Lara Hartenberger, Sophia Germann, Angelika Kniss.

„Es war von allen Veranstaltungen, die ich in Schulen gemacht habe, die beste Veranstaltung. Die Schüler wären sehr gut vorbereitet. Die Qualität der Fragen ist kein bisschen geringer gewesen als bei meinen Abendveranstaltungen.“ Das war das Fazit des Publizisten Christoph Giesa, nachdem er am Morgen des 9. Juni gut anderthalb Stunden mit den Schülern der Oberstufe des Göttenbach-Gymnasiums verbracht hatte, um die Thesen seines Buches „Gefährliche Bürger – Die neue Rechte greift nach der Mitte“ zu diskutieren.

Schon in seiner Einleitung wies Schulleiter Philipp Wehmann darauf hin, dass Aussagen, die vor wenigen Jahren noch einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen hätten, heute getätigt werden könnten, ohne dass nennenswerte Aufregung daraus entstünde. Bei allen Unterschieden sehe er auch Parallelen zur Zeit der Weimarer Republik, nach deren Ende sich viele Bürger hätten fragen lassen müssen, warum sie nicht früher gegen die Bedrohung ihrer Demokratie aufgestanden seien. Dem wolle in der gegenwärtigen Situation auch das Göttenbach-Gymnasium entsprechen, frühzeitig für die Gefahren eines Rechtsrucks sensibilisieren und offen für eine pluralistische Gesellschaft eintreten. In diesem Sinne habe sich die Schule auch – auf Initiative der Schülervertretung – auf den Weg gemacht, eine „Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage“ zu werden.

Giesa bestätigte einleitend die Aussagen Wehmanns: „Es wird eine Zeit kommen, in der wir alle Haltung zeigen müssen, und das wird bald sein.“ Darauf besprach er zunächst zentrale Aspekte seines Buches. So ging er auf zahlreiche Zitate Alexander Gaulands, des stellvertretenden Sprechers der AfD, ein, die seine Gegnerschaft zur Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland aufzeigten. So distanzierte dieser sich bspw. deutlich von der sozialen Marktwirtschaft und den Menschenrechten, zwei Grundpfeilern dieser Grundordnung. Diese Zitate, in deren Richtung auch die der aktuellen Debatte um Gauland gehen, seien bei ihm kein neues Phänomen, sondern würden seit vielen Jahren auch mit dieser radikalen politischen Ausrichtung geäußert werden.

Giesa analysierte auch treffend den insbesondere von der Pegida-Bewegung missbrauchten Slogan aus der friedlichen Revolution von 1989 „Wir sind das Volk“. Während dieser Slogan 1989 gegen eine Diktatur gerichtet gewesen sei und daher einen demokratischen Impetus hatte, sei er heute gegen ein demokratisches System gerichtet, setze die eigene Meinung absolut und sei daher von totalitärem Charakter. Dies entspreche insgesamt der neuen Rechten, als deren Merkmale Giesa mit eine antiwestliche, antidemokratische, antiliberale, homophobe (also feindliche Gesinnung gegenüber Homosexualität) und fremdenfeindliche Stoßrichtung herausarbeitete.

In der sich anschließenden sehr munteren Podiumsdiskussion, in die aber auch das Plenum der rund 140 Schüler eingebunden wurde, wurden die verschiedensten Punkte angesprochen. Hier ging es u.a. um die Frage nach möglichen Maßnahmen (wichtig sei das Argumentieren, die Kenntnis von Daten und Fakten, das Fragen stellen), die Haltung Giesas zu einem Parteienverbot (die AfD sollte auf keinen Fall verboten werden, was die NPD beträfe, sei er zwiegespalten) oder auch die Frage, ob er mit Flüchtlingen Umgang hätte und wisse, ob dort große Angst vor der neuen Rechten herrsche. Einerseits, so Giesa, wäre es sicherlich furchteinflößend, von einem Mob bepöbelt zu werden, wie dies in Claußnitz geschehen sei, andererseits sei er mit Aussagen konfrontiert worden wie der, dass Menschen, denen die Bomben auf den Kopf fallen, der Hass, dem sie in einem sicheren Land, das ihnen auch einklagbare Rechte schenke, ein vernachlässigbares Übel sei.

Mit der Aufforderung, dass ein jeder Schüler auf seine Quellen achten solle, damit er sich richtig informiere und nicht unbelegbaren Gerüchten und verdrehten Wahrheiten aufsäße – einem Ansinnen, dem sich die Lehrkräfte mit Überzeugung anschließen -, beschloss Giesa die Diskussion, erhielt den Dank der organisierenden Lehrkräfte Sandra Reichert und Helge Dietze, und machte sich – ganz Botschafter für eine liberale Gesellschaft – auf den Weg nach Saarbrücken zu seiner nächsten Veranstaltung.

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