„Japan im Klassenzimmer“ am Göttenbach-Gymnasium
Seit dem Jahr 2002 veranstaltet das Generalkonsulat von Japan in Frankfurt/Main in Zusammenarbeit mit der Deutsch-Japanischen Gesellschaft e.V. Frankfurt/Main und dem Japanischen Kultur- und Sprachzentrum e.V. ein Sonderprogramm namens „ Japan im Klassenzimmer“.
Auch das Göttenbach-Gymnasium bewarb sich um die Teilnahme an diesem Programm, um seinen Schülerinnen und Schülern ein Verständnis des so fernen Inselstaates Japan zu ermöglichen. Und so begrüßte am vergangenen Freitag der kommissarische Schulleiter des Göttenbach-Gymnasiums, Philipp Wehmann, zusammen mit 140 Zehnt- und Elfklässlern den Vorsitzenden der Deutsch-Japanischen Gesellschaft, Herrn Klaus P. Kasper, und Frau Rumi Iwasa vom japanischen Generalkonsulat. Dabei verwies er auf die „japanische Vorgeschichte“ der Schule, war hier doch in der Vergangenheit bereits Japanisch-Unterricht angeboten worden und hatte die Schulgemeinschaft vor drei Jahren durch einen Spendenabend seine Solidariatät mit dem von der Dreifachkatastrophe gebeutelten Land gezeigt.
Eine knappe Stunde referierte Kasper spannend über verschiedenste Aspekte japanischer Geschichte, Politik, Wirtschaft und Kultur und gab so einen Einblick in das „Raumschiff Japan“, wie Hisako Matsubara ihre Heimat in dem gleichnamigen Buch bezeichnete. Grundlage für vieles, was sich heute in Japan an Bestaunenswertem findet, sei insbesondere die über 200jährige Zeit der selbst gewählten Isolation gewesen, die erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf Druck von außen hin aufgebrochen wurde. Durch diese Isolation habe Japan die modernen Entwicklung auf ganz andere Weise vollzogen als die westliche Welt, eine moderne Staats-, Gesellschafts- und Wirtschaftsform habe Japan erst sehr spät nachvollziehen können. Kasper begründete Japans Faszination dementsprechend vor allem in dem Gegensatz zwischen der Tradition und der Moderne, berichtete aber auch, wie die Japaner mit ihrer Disziplin und ihrer Organisation mit der Enge klar kommen, die ihnen die Beschaffenheit ihrer Inseln beschert, und er analysierte, welche v.a. sozialpolitischen Folgen die Tatsache mit sich bringen wird, dass Japan innerhalb der nächsten 50 Jahre gut ein Drittel seiner Bevölkerung verlieren wird.
In der anschließenden Gesprächsrunde wurden noch weitere Aspekte vertieft. Besonders von Interesse waren hier die Informationen über den Umgang der japanischen Gesellschaft mit den Folgen der Dreifachkatastrophe von 2011, die problematischen Beziehungen Japans zu seinen Nachbarn als Folge der nicht erfolgten Vergangenheitsbewältigung sowie die Rolle der Frau in der Gesellschaft, die noch weit entfernt von dem Status ist, den das weibliche Geschlecht in der westlichen Kultur erlangt hat.
Zum Abschluss trug Frau Iwasa ganz spontan ein wunderschönes Haiku – dies ist eine japanische, formal wie inhaltlich ganz streng geregelte Gedichtsform – vor. Mit großem Ablaus dafür wie auch für die vorangegangenen hochinteressanten 90 Minuten endete diese besondere Form des Unterrichts.
[Ph. Wehmann]