Falsche Sehnsüchte im JAM: Gymnasiasten prangern Missbrauch an – Genuss ja, aber in Maßen

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Falsche Sehnsüchte im JAM: Gymnasiasten prangern Missbrauch an – Genuss ja, aber in Maßen

Idar-Oberstein. „Falsche Sehnsüchte“ lautete der Titel der Ausstellung des Kunstkurses der dreizehnten Klasse des Göttenbach-Gymnasiums im Jugendtreff am Markt (JAM). Unter der Leitung von Lehrer Achim Welsch haben sich die Schüler mit dem Thema Sucht und deren verschiedenen Formen auseinandergesetzt und anschließend passende Plakate gemalt. Dies geschah im Rahmen des Wettbewerbs „Süchte – eine Flucht aus der Wirklichkeit“ der rheinland-pfälzischen Landeszentrale für Politische Bildung. Die Idar-Ober-steiner errangen dabei den zweiten Platz, die Werke wurden sogar im Landtag in Mainz ausgestellt.

Die Motive beschäftigen sich nicht nur mit bekannten Fällen wie Alkohol- oder Drogenmissbrauch, sondern auch mit bisher weniger publiken wie Kaufsucht oder Schönheitswahn. Welsch erläuterte die Vorgehensweise beim Erstellen der Plakate und betonte, dass die Gefahr von Süchten mit den Werken klar gemacht werden soll. Vordergründig steht hier das Motiv, das mit möglichst wenigen, aber auffälligen Farben gemalt werden sollte, um das Auge des Betrachters einzufangen.

Bei der Umsetzung hatten die jungen Künstler freie Hand. Manche setzten auf dramatische Szenen und zeigten zum Beispiel einen blutenden Arm mit einer Spritze, andere setzten auf eine gewisse Komik. Hierzu zählt das Profil eines Rauchers, dessen Qualm sich zu einem Totenkopf geformt hat und dem Erzeuger nun direkt ins Gesicht schaut.

Das Titelplakat zeigt eine vermeintliche Frühstücksschüssel mit dem Grundnahrungsmittel Milch und einem Löffel, was sich bei genauerer Betrachtung allerdings als Schale voller Tabletten und Kapseln entpuppt. Die Aussage lautet: Die Sucht richtet sich nach vermeintlich erstrebenswerten Gesellschaftsrichtlinien.

Klaus Mons, Leiter des Christlichen Jugenddorfs Wolfstein, arbeitet speziell mit suchtkranken Jugendlichen und erklärte in seinem Vortrag „Die Lust am Rausch“, dass jede Sucht gleichzeitig auch eine Sehnsucht sei. Dies kann auf verschiedene Faktoren und Einflüsse bezogen werden. Eine große Rolle spielt das familiäre oder berufliche Umfeld. Leistungsdruck, innere Leere und Probleme mit Familienmitgliedern fördern Suchtgedanken.

Suchtgefährdet ist laut Mons jeder, vom Arbeitslosen bis zum Spitzenmanager. Am Anfang steht der Genuss. Dieser klingt aber schnell ab und verlangt nach Intensivierung. Man gewöhnt sich an den verstärkten Konsum und endet beim Missbrauch des Suchtstoffes. Das allgemein bekannte Gebot lautet: Genuss in Maßen.

Erschreckend sind von Mons genannte Zahlen zum Alkohol- und Drogenkonsum: Allein in Deutschland sind 1,4 Millionen Menschen abhängig von Medikamenten. Rund 80 Prozent dieser Stoffe sind nicht verschreibungspflichtig.

Bekämpfen kann man Süchte nur mit professioneller Hilfe. Dabei lernen Betroffene, lauernde Suchtfallen des Alltages abzuwehren und können vollständig rehabilitiert werden. Genauso wichtig ist aber die Suchtprävention, die nicht zuletzt durch die Ausstellung vermittelt wird.

Nahe Zeitung vom Donnerstag, 3. März 2011, Seite 20

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